Montag, 14. November 2016

Islamischer Terror und der Schaden für den Islam

Terror und Islam ist nicht synonym, aber eng assoziiert, und diese Assoziation wächst mit jedem Terrorakt, der sich auf den Islam als Legitimation beruft. Unermessliches Leid und weit verbreitete Ängste sind die Folgen dieser Handlungen, und sie stellen auch den Islam als Religion kontinuierlich in Frage.

Der islamische Extremismus ist für den Islam viel gefährlicher als für den Rest der Welt. Denn die westliche Welt, die eines der Hauptangriffsziele islamischer Terroristen ist, hat viele Möglichkeiten sich zu verteidigen, und jedes Verbrecher stärkt die Bereitschaft dazu, aber auch die Ablehnung des Islams.

In vielen Gegenden dieser Welt verüben Menschen Gewaltverbrechen im Namen des Islams. Kriege werden in diesem Namen geführt ebenso wie die Vergewaltigung von Frauen und die gezielte Ausrottung von nicht islamischen Glaubensgruppen.

Deshalb verwundert es nicht, dass immer mehr Menschen die islamische Religion mit Gewalt und Unmenschlichkeit zu identifizieren. Hunderte Millionen von Menschen moslemischen Glaubens haben jedoch keinerlei Sympathie für Gewalt und lehnen die Methoden der extremen Organisationen ab. Aber es fehlt die geschlossene, eindeutige und massive Verurteilung der Ansichten und Aktionen der Verbrecher. Statt dessen entsteht der Eindruck, dass die moslemische Mehrheit eine "klammheimliche" Akzeptanz der Motive der Gewaltislamisten pflegt, ähnlich der Bewunderung mancher Linksintellektueller für die Aktionen der Roten Armee-Fraktion im Deutschland der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.

Es ist auch unübersehbar, dass sich die islamische Welt über westliche Mohammed-Karikaturen unvergleichlich mehr erbosen kann als über Massenmorde durch islamistische Terroristen. Extreme Intoleranz und Wehleidigkeit dort, wo die Integrität der eigenen Religion auf gewaltfreie Weise angepatzt wird, und Blindheit dort, wo im Namen dieser Religion massenhaft Gewalt ausgeübt wird – diese Heuchelei fällt unweigerlich auf den Islam als Religion zurück, obwohl sie eigentlich aus sozial verzerrten Wahrnehmungen entsteht.

Die vielen Passagen im Koran, die gegen die Gewalt zur Lösung von Problemen sprechen, gelten offenbar nichts, während die, die zum Kampf gegen Ungläubige aufrufen, aus dem Kontext gerissen werden. „Wer ein menschliches Wesen tötet, ohne (dass es) einen Mord (begangen) oder auf der Erde Unheil gestiftet (hat), so ist es, als ob er alle Menschen getötet hätte.“ (Koran Sure 5,32) Das ist ein eindeutiges Verbot von ungerechtfertigter Gewalt, wie sie immer wieder von islamischen Terroristen ausgeübt wird.

Und es fehlt die Fatwa, die Glaubensauslegung von den höchsten Autoritäten, die alle, die sich ungerechtfertigte Gewalt anmaßen, in die Pflicht zu nehmen und alle Konsequenzen durchzusetzen, die die Glaubensinstanzen vorsehen. Autoren, die Bücher schreiben, in denen Mohammed angeblich beleidigt wird, werden mit mehr Eifer verfolgt als Massenmörder.

Dieses massive Ungleichgewicht untergräbt die Autorität der Religion und führt über kurz oder lang zur Selbstauflösung des Islam. Will sie nicht zu einer Sekte werden, die Gewalttätigkeit und Mordlust in den eigenen Reihen duldet, müsste sie mit aller zu Gebote stehender Macht dagegen auftreten und unmissverständliche Klarheit über Gut und Böse herstellen und gegen die Übeltäter durchsetzen. Wird die Notwendigkeit dieser Klarstellung übersehen, wird die islamische Religion in dem Maß, in dem über Bildung und westlich gefärbte Medien die Modernisierung und Aufklärung Einzug in die islamische Kultur hält, an den Rand gedrängt und zu einem Nischendasein verbannt.

Einige Zeit noch wird der Islam als identitäts- und kulturstiftendes Element im Bewusstsein vieler Menschen präsent bleiben. Millionen von Menschen definieren sich über ihren moslemischen Glauben. Doch wird diese Identität immer brüchiger, in dem Maß, in dem Terroristen im Namen der Religion diese selber untergraben. Der Spagat, sich einer Religionsgemeinschaft zugehörig zu fühlen, die Massenverbrechen in ihrem Namen nicht unterbinden und sanktionieren kann, obwohl man selber Gewalt verabscheut, ist auf Dauer schwer auszuhalten.

Gewalt ist unfähig, menschliche Probleme zu lösen, vielmehr vermehrt es diese, ähnlich wie der Konsum von Drogen innere Probleme nicht erleichtert, sondern langfristig enorm steigert. Religionen, die Gewalt im eigenen Namen tolerieren, begünstigen Unmenschlichkeit und haben deshalb kein gestalterisches Zukunftspotenzial. Im Zug des Fortschritts ihres Selbstbewusstseins und der Weitung der Lebenshorizonte können die Menschen immer mehr auf solche ideologische Relikte aus barbarischen Vorzeiten verzichten. Verloren geht dabei freilich auch die lebensgestaltende und –fördernde Substanz der Glaubensbotschaften, und verspielt haben diese Kräfte all jene, die Verantwortung für die Religion tragen und sie nicht nutzen, um die Gewalt im eigenen Namen nachhaltig zu verdammen und den Missbrauch von Religion für ideologische Zwecke und gewaltpolitische Ziele abzustellen.


Vgl.: Geschlossene Systeme und inhärenter Hass
Ist der Terror islamisch?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen