Sonntag, 24. Juli 2016

Pilanesberg – Erfahrungen von einer Safari

Bei diesem Tierpark handelt es sich um ein 55.000 Hektar großes Areal im nordöstlichen Südafrika, das durch einen eingesunkenen vulkanischen Krater gekennzeichnet ist. Nach Umsiedlung der dort lebenden Bevölkerung wurde 1979 das Wildreservat eröffnet. Mit viel freiwilliger Hilfe wurden die Gebäude der früheren Siedler und Bauern abgetragen und alle nicht einheimischen Pflanzen, vor allem Bäume, beseitigt. Denn es sollten die "ursprünglichen" Vegetationsbedingungen wiederhergestellt werden. Im größten Tierumsiedelungsprogramm der Welt wurden 6000 Tiere in den Park gebracht. Heute werden im Park über 10 000 Tiere gezählt, darunter die big five, die als die für den Menschen gefährlichsten Tiere gelten: Löwe, Leopard, Büffel, Elefant und Nashorn.

Eine Art darunter ist weniger gefährlich als vielmehr hoch gefährdet: Das Rhinozeros.
Da sein Horn, als Pulver vermalen, bei den Chinesen als begehrtes Heilmittel gilt, ist es vom Aussterben bedroht. Im Pilanesberg-Reservat schätzt man, dass es noch fünf Jahre lang freilebende Nashörner zu sehen gibt. In der  Traditionellen Chinesischen Medizin wird Nashornpulver als Medikament gegen Fieber und Schmerzen geschätzt. Die Schwarzmarktpreise für ein Kilo des Pulvers betragen bis zu 30 000 Dollar. Damit ist die Wilderei so lukrativ, dass die Parkbehörde ihre Tiere kaum mehr zureichend schützen kann; die Kosten für die Bekämpfung der Wilderei betragen mittlerweile schon 35% des Budgets, und dennoch werden laufend Tiere erlegt oder verstümmelt, pro Jahr ca. 800 im gesamten südlichen Afrika. Jedes erlegte Nashorn steigert den Preis der noch lebenden nach dem Gesetz der Knappheit.

Die heikle und widersprüchliche Aufgabe, die Naturbelassenheit des Parks künstlich zu

sichern, zeigt sich z.B. daran, dass die Bedingungen für die Elefanten so günstig sind, dass sie ihren Bestand über die Kapazität des Raumes hinaus vermehren. Das führt zwangsläufig dazu, dass die Vegetation in dem zwar riesigen, aber doch begrenzten Gebiet leidet, weil nicht genug nachwächst, um den Tagesbedarf von bis zu 300 Kilo Grünzeug für einen erwachsenen Elefanten zu erzeugen. Deshalb soll der nördliche Teil des größten südafrikanischen Tierparks, des Krüger-Parks, schon abgefressen sein. Es gibt jedoch keine sinnvollen Möglichkeiten, diesem Problem zu begegnen. Elefanten sterben daran, dass ihre Zähne untauglich werden, sie verhungern also buchstäblich nach 40 bis 50 Jahren.

Auch bei der Löwenbevölkerung des Parks wird sich bald diese Frage stellen, nachdem jetzt

schon mehr Löwen dort leben (ca. 2 Dutzend) als für die Fläche tragbar ist. Die eindrucksvollste Erfahrung, die wir von den Rundfahrten im Park (mit einem ausgezeichneten südafrikanischen Führer) mitnehmen, ist die „Begegnung“ mit dem mächtigen Herrn der Tiere, der bei seinem morgendlichen Rundgang um sein Territorium auf den Weg, der befahren werden darf, zukam, eine Zeitlang in 10 Metern Abstand parallel zum Weg gemessenen und zielstrebigen Schritts weiterwanderte, bis er dann auf die Straße wechselte und dort unbeeindruckt von den Beobachtern seinen Weg fortsetzte. Die Fluchttiere, die oberhalb in respektabler Entfernung aufmerksam und gebannt ihren Feind beobachteten, waren noch lange völlig erstarrt, nachdem der Löwe sich entfernt hatte. (Hier zum Video)

Beim Beobachten dieser Vorgänge wurde uns deutlich, wie sich Vorgänge in der Natur selbst

regeln, unbeeinflusst von den menschlichen Wertvorstellungen und Sympathien. Raubtiere sichern ihr Überleben, indem sie anderes Leben, z.B. grazile Impalas töten. Wir sind es, die dieses Zusammenspiel, das seit Jahrmillionen abläuft, als grausam bezeichnen.

Wir konnten aber auch verstehen, dass dieses Ökosystem völlig von menschlichen Zielsetzungen abhängig ist und damit ein Kunstprodukt darstellt. Es kann sich als Ganzes nicht selber erhalten. Eingegrenzt durch einen rundum laufenden Zaun und in allen Belangen ständig von den Wildhütern überwacht, können die Tiere ihre eingezäunte Freiheit genießen, um den Preis, dass sich auf den Wegen Autos mit fotografierenden Touristen kreuz und quer durch den Park bewegen. Sollten die Menschen eines Tages beschließen, das Naturreservat in einen Zoo umzuwandeln, hätten die Tiere und Pflanzen keine Möglichkeit der Mitsprache oder des Protests.

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